Mit der Wirtschaftsministerin ins höchste Holzhochhaus der Welt: Wie 14 Unternehmer aus Bau, Holzbau und Metallverarbeitung den Nachbarmarkt erkundeten. Delegationsreise - Highlights aus Wien und Linz
Jeder zweite Betrieb exportiert nach Österreich
Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold führten Anfang Februar eine 45-köpfige Delegation aus Handwerksunternehmern, Kammern und Verbänden für zwei Tage nach Österreich.
Österreich – neben Frankreich und der Schweiz – hat für das baden-württembergische Handwerk als Exportmarkt die größte Bedeutung: Knapp die Hälfte unserer exportierenden Betriebe engagiert sich hier. Dieser Anteil wird in Zukunft wohl noch weiter wachsen. Durch die Digitalisierung werden deutlich mehr Anfragen aus dem Ausland die deutschen Betriebe erreichen.
Die Handwerksunternehmen informierten sich über die Rahmenbedingungen für Markterschließung und Auftragsabwicklung, über die rechtlichen Anforderungen bei der Mitarbeiterentsendung und knüpften Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern und Kunden. Im Dialog mit den österreichischen Partnern wurden auch aktuelle Probleme bei der Kontrolle bei Entsendungen angesprochen. Hierzu wollen die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung gemeinsam Lösungen erarbeiten.
Auslandsmarkt Österreich - die Fakten
Handelsvolumen
Österreich ist einer der wichtigsten Handelspartner Baden-Württembergs. Im Jahr 2017 wurden Waren im Wert von rund 9,3 Milliarden Euro aus Baden-Württemberg nach Österreich exportiert. Damit belegt Österreich nach den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich den 7. Platz in der Exportstatistik des Landes. Im Zeitraum Januar bis November 2018 konnten die Exporte nach Österreich verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sogar nochmals um 4,1 Prozent gesteigert werden.
Stärkste Branchen
Wichtigste Ausfuhrgüter nach Österreich:
- Maschinen
- Kraftwagen
- Kraftwagenteile
Darüber hinaus sind Markt und Strukturen des österreichischen Handwerks dem Deutschen sehr ähnlich.
Hürden
Dienstleistungsanzeige: Diese muss beim Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort in Wien vor Beginn einer Tätigkeit in einem in Österreich reglementierten Gewerk erfolgen.
Entsendemeldung: Mitarbeiter, die für Bauarbeiten von einem ausländischen Betrieb nach Österreich entsendet werden, müssen vor Beginn der Arbeiten bei der „Zentralen Koordinationsstelle für die Kontrolle der illegalen Ausländerbeschäftigung“ über ein Online-Formular anmeldet werden.
Das erlebten die Teilnehmer in Wien und Linz
Für 14 Unternehmer hatte Handwerk International Baden-Württemberg an zwei Tagen interessante Markterschließungs-Tremine in Wien (Thema Bau) und Linz (Thema Zulieferer) organisiert. Darunter auch der Besuch des höchsten Holzhochauses der Welt im neuen Wiener SmartCity-Stadtteil Seestadt Aspern.
Frühstück mit der Ministerin
Nach der Landung in Wien begrüßten Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold die Teilnehmer bei einem gemeinsamen Frühstück. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Unternehmen entstand eine Atmosphäre mit regem Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Handwerk, die die gesamte Reise prägte.
Höchstes Holzhochhaus der Welt
Das "HoHo" ist das weltweit erste 84 Meter hohe, 24-stöckige Holzhochhaus. Es besteht zu 75 Prozent aus Holz, der Kern ist aus Beton. Mit Bauabschluss werden hier 20.000 Quadratmeter Nutzfläche für das neugeschaffene Wiener Stadtviertel Seestadt Aspern bereit stehen. Das Hochhaus ist Teil des Projekts „Triple Wood“ (Nachhaltiges Bauen), an dem auch das baden-württembergische Wirtschaftsministerium und ProHolz BW (Holzbau BW) beteiligt sind.
Die Unternehmer erhielten eine Einführung ins städtebauliche Gesamtkonzept sowie in die Umsetzung des Vorzeigeprojekts SmartCity Wien. Handwerkliche Schwerpunkte sind smartes und energieeffizientes Bauen, BIM (Building Information Modeling) sowie Big Data im Bau. Gesamtinvestitionsvolumen: 5 Mrd. Euro. Die Handwerksunternehmer zeigten sich während der Baustellenführung hoch interessiert - besonders auch an den bestehenden Geschäftsmöglichkeiten. Einer der Betriebe war bereits an der Ausstattung eines Musterbüros für das "HoHo" beteiligt.
Austrian Institute of Technology
Für die metallverarbeitenden Unternehmen ging es am ersten Tag ins Austrian Institute of Technology, wo die dortigen Aktivitäten zum automatisierten Fahren präsentiert wurden. Danach besprachen die Teilnehmer mit den Institutsvertretern konkrete Möglichkeiten der Kooperation.
Kooperationsbörse
Am Nachmittag bot die Wirtschaftskammer Österreich zwei Vorträge zu den Themen Entsendungsmeldung von Mitarbeitern sowie Kontrollen der Finanzpolizei zu Steuerhinterziehung, Sozialbetrug und Schattenwirtschaft. Mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen und eine Reduzierung der teilweise sehr hohen Strafen waren für Unternehmer und politische Delegation gleichermaßen wichtig. Der Dialog mit den österreichischen Partnern soll fortgeführt werden, um eine mittelstandsfreundlichere Umsetzung zu erreichen.
Bei der anschließenden Kooperationsbörse konnten die Teilnehmer mit potenziellen Geschäftspartnern ins Gespräch kommen und so den österreichischen Markt näher kennenlernen. In vielen Fällen gab es bereits konkretes Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit.
Hier finden Sie Unternehmen in ganz Europa, die einen Geschäftspartner im Ausland suchen und können ein eigenes Profil anlegen.
Empfang des deutschen Botschafters
Am Abend begrüßte der deutsche Botschafter Johannes K. Haindl die Delegation zum „Baden-Württemberg-Empfang“ in seiner Residenz.
Der Termin gab den Reiseteilnehmern die Möglichkeit, interessante Kontakte mit österreichischen Partnern und mit Vertretern aus Politik und Verwaltung zu knüpfen.
Linz: Holzwohnbau und Feuerwehrfahrzeuge
Am zweiten Tag lernten die Unternehmen den Wirtschaftsstandort Linz kennen. Gemeinsam mit der dortigen Wirtschaftskammer sowie Clusterorganisationen aus dem Bau und dem Zulieferbereich besuchten die Handwerker ein fünfstöckiges Holzwohnbauprojekt der Diözese Linz bzw. die Firma Rosenbauer, den Weltmarktführer im Feuerwehrfahrzeugbau. Auch hierbei knüpften die Unternehmer neue Kontakte und sprachen über branchenrelevante Rahmenbedingungen in Österreich.
Beratungsleiter Michael Rössler war dabei
"Österreich ist für Handwerksunternehmen aus Baden-Württemberg ein sehr interessanter Markt, die meisten mitreisenden Unternehmen sind bereits erfolgreich in Österreich tätig. Da es in Österreich jedoch eine mit Deutschland vergleichbare handwerkliche Tradition gibt, haben nur Betriebe gute Marktchancen, die besondere Produkte und Dienstleistungen anbieten, die sich vom bereits in Österreich vorhandenen Angebot absetzen. Die dazu nötige Marktkenntniss konnten die Teilnehmer bei den Terminen und Kontakten der Reise vertiefen."