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Interkulturelle UnterschiedeTypisch Schwedisch: Worauf Sie bei Geschäftsbeziehungen achten müssen

Auf den ersten Blick scheinen sich die Deutschen und die Schweden ganz ähnlich zu sein. Doch ist das wirklich so? Um erfolgreich miteinander Geschäfte machen zu können, ist es wichtig, sein Gegenüber richtig zu verstehen und die kulturellen Gegebenheiten zu kennen. Wir geben einen Überblick, worauf Sie bei Ihren Geschäften mit den Nachbarn aus dem hohen Norden achten sollten.



 Deutsch-Schwedische Handelsbeziehungen

Deutschland und Schweden begannen bereits in der Hansezeit damit, einen intensiven Handel zu betreiben, der in beiden Ländern zu Wachstum und Entwicklung führte. Heute ist Deutschland Schwedens größter internationaler Handelspartner und auch für Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Nordeuropas einer der wichtigsten Handelspartner innerhalb der EU.

Etwa 16 Prozent aller nach Schweden eingeführten Waren kommen aus Deutschland, 2024 betrug deren Wert rund 324 Milliarden schwedische Kronen. Umgekehrt gehen jährlich mehr als 10 Prozent der schwedischen Exporte nach Deutschland – 2024 lag der Wert der deutschen Warenimporte aus Schweden bei etwa 211 Milliarden Kronen. 

Die größten Warengruppen unter den deutschen Exporten nach Schweden machen Maschinen, Kraftfahrzeuge und Fahrzeugkomponenten, chemische Produkte sowie Elektronik aus. Umgekehrt exportiert Schweden vor allem Papier und Papierprodukte, Maschinen und Maschinentechnik, pharmazeutische Erzeugnisse, Fahrzeuge, Metalle und chemische Produkte.

Die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden beruhen vor allem auf der starken verarbeitenden Industrie, die sich in vielerlei Hinsicht ähnelt und ergänzt . Obwohl die Unternehmen beiderseits der Ostsee im Wettbewerb stehen, sind sie zugleich Partner.

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 Dos und Don'ts in Schweden

Je näher das Land, mit dem man Geschäfte machen möchte, dem eigenen ist, desto eher geht man davon aus, dass die Menschen dort ähnlich ticken wie man selbst. Doch das ist oft ein Trugschluss, denn selbst der Nachbar ist manchmal schwer zu verstehen.

Daher haben wir, basierend auf dem Dialog mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer und deren Erfahrungswerten, einige Dos & Don'ts in der schwedischen Arbeitskultur zusammengestellt.

 Das wird in Schweden positiv gewertet:

Im Gegensatz zu uns Deutschen, die wir gerne beim ersten Meeting schon alle Details klären wollen, möchten sich potenzielle schwedische Geschäftspartner gerne öfter treffen, um einander besser kennenzulernen. Verstehen Sie dies nicht als "Hinhaltetaktik", sondern lassen Sie sich auf das Kennenlernen ein.
Sollte in einem Meeting einmal mehrere Sekunden oder gar Minuten nicht gesprochen werden, lassen Sie sich davon nicht irritieren. Schweden machen sich gerne im Stillen ihre Gedanken zum Gehörten und wägen ihre Möglichkeiten für sich ab. Haben Sie also Geduld und warten Sie, bis Ihr Gegenüber seine Gedanken sortiert hat.
Behandeln Sie alle Ihre Gesprächspartner gleich, unabhängig ihrer Position im Unternehmen.
Sollte eine bereits getroffene Entscheidung wiederholt infrage gestellt werden, haben Sie Verständnis. Schweden halten sich gerne alle Optionen offen, denken um bzw. neu. Ziel ist es, am Ende das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Schweden legen Wert auf engen Kontakt. Rufen Sie daher ab und zu an oder schicken Sie ein Mail. Damit zeigen Sie, dass Sie ernsthaftes Interesse an der Zusammenarbeit haben.
Schweden drücken sich gerne eher vage und unkonkret aus. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihre Aussagen nicht verbindlich sind. 
Geben Sie Ihren Mitarbeitenden aktiv Feedback und bringen Sie Ihnen Wertschätzung entgegen. Seien Sie dabei immer offen für Fragen.
Lassen Sie Ihr Team auch Entscheidungen ohne Sie treffen und zeigen Sie Verständnis, sollte eine Anweisung von Ihnen auch einmal abgewiesen werden. In Schweden ist dies nichts Ungewöhnliches. Begegnen Sie Ihrem Team immer auf Augenhöhe.
Die Kaffeepause ("Fika") ist in Schweden ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Bringen Sie sich dabei aktiv mit ein. Häufig werden hier wichtige Entscheidungen getroffen, teilweise auch ohne Chef.
 


 Das sollten Sie in Schweden vermeiden:

Treten Sie Ihren Geschäftspartnern stets auf Augenhöhe gegenüber und betonen Sie keinesfalls eine Unter- oder Überlegenheit.
Das demonstrative Zurschaustellen von Statussymbolen wie teure Autos, Uhren oder sonstige Konsumgüter kommt in Schweden nicht gut an. Zum einen könnte dies den Neid der Kolleginnen und Kollegen wecken, zum anderen schafft es eine "Überlegenheit" gegenüber den anderen, was in Schweden als Tabu gesehen wird.
Schweden messen ihren Emotionen bei Entscheidungen dieselbe Bedeutung zu wie der Vernunft. Reagieren Sie daher nicht abwertend, sollte beispielsweise jemand "ein schlechtes Bauchgefühl" bei einer Sache äußern.
Vermeiden Sie direkte Kritik und Konfrontation. Bleiben Sie sachlich und zeigen Sie Einfühlungsvermögen.
Es kann schon einmal vorkommen, dass Sie auf eine Rückmeldung aus Schweden lange warten müssen. Handeln Sie deshalb nicht überstürzt oder hektisch. Das Motto in Schweden lautet: Es dauert eben, so lange es dauert.
Schweden wirken durch die "Du"-Ansprache unkompliziert und locker. Interpretieren Sie dies jedoch nicht falsch und werden Sie nicht zu freundschaftlich. Bleiben Sie stattdessen auf geschäftlicher Ebene freundlich. 
Lassen Sie Ihren Gesprächspartner ausreden und fallen Sie ihm nicht ins Wort. Dies wird als extrem unhöflich wahrgenommen.  Entschuldigen Sie sich keinesfalls mit dem Versagen Ihrer Mitarbeitenden – Sie sind ein Team und funktionieren nur als solches.
Position oder Titel spielen in Schweden keine Rolle. Verzichten Sie daher darauf, diese explizit zu erwähnen. Schweden konzentrieren sich auf die Sachfrage und wollen keine exponierte Stellung hervorheben.
 

Schweden Entsendung Handwerk International Baden-Württemberg
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Sie möchten in Schweden oder in einem anderen Land tätig werden und haben noch Fragen? Dann melden Sie sich gerne bei uns. Wir beraten Sie zu allen Themen rund ums Auslandsgeschäft.

 0711 1657 444

Fragen zum schwedischen Markt beantworten Ihnen gerne auch die Kolleginnen und Kollegen der AHK Schweden.

 Deutsch-Schwedische Handelskammer





Quellen: